Kreuzweg
- I. Pilatus hinter Jesus: Vor dem Prätorium, dem Amtssitz des Prätors, hält Pilatus Gericht, in der Öffentlichkeit, geschützt durch sein Amtsgebäude und sein Amt. Der Richterstuhl steht erhöht, das gehört zum Richteramt. Der Giebel am Amtsgebäude zeigt die Prosperität des Imperium Romanum: blühen und wachsen! Breitbeinig sitzt Pilatus auf dem Richterstuhl, seine Staatsmacht schützt ihn, sein Gesicht verrät was er fühlt: "Mit dem da bin ich fertig!"' Der Diener bringt eine Schüssel. Pilatus wendet sich und wäscht seine Hände: Das Bluturteil ist gefällt, der Fall entschieden! Auffällig Vieles ist zu sehen im Umkreis des Pilatus ! Jesus dagegen steht allein auf der obersten Stufe, an den Rand, an die Kante gedrängt. Von jetzt an geht es mit ihm "bergab", nach "unten", unter das Kreuz. Er trägt ein Spottzepter, eine Binse, ein verblühtes und verholztes Gewächs und eine "Krone" aus Dornen, verletzend, stachelig. Er steht barfuß, gebunden, gefesselt. Sein Mantel erinnert an eine Kukulle, das Chorkleid der Benediktiner. Und doch: Jesus ist mehr, größer, auffälliger, auf ihn fällt unser Blick. Pilatus, der Richter, hat das Urteil gesprochen, er kann abtreten! Der letzte Weg Jesu beginnt. Anton Högner 1997/1
- II. Jesus und das Kreuz: Wir sehen einen ansteigenden Weg und riesige Kreuzbalken. Jesus hebt das Kreuz an, unendlich mühsam; er braucht seine Hüfte dazu. Sehr schwere Lasten hebt und trägt man so. Jesus sperrt sich gegen das Kreuz und den Kreuzweg. In der Gestalt Jesu fällt der große Kontrast auf: weiß / schwarz durch ihn hindurch. Der Strick um den Hals ( nur auf diesem Bild !) zeigt es geht ihm an den Kragen und vor allem, es geht nicht nach seinem Willen! Der Strick gibt die Richtung an : Strick und Weg weisen in die gleiche Richtung! Jesu Blick geht voraus, er sieht Schreckliches, Golgotha! Anton Högner 1997/1
- III. Jesus fällt: Der Weg wird steiler. Jesus ist gestürzt. Er liegt auf den Knien, hält sich mit beiden Händen am Kreuz fest; das Kreuz wird ihm eine Stütze und drückt ihm ins "Kreuz" Die Augen sind geschlossen, der Mund bläst Atem aus, Jesus ist erschöpft. Er ist schutzlos, nur das Kreuz bietet ihm "Schutz"! Der Soldat hält die Augen geschlossen! Eine gepanzerte Rüstung schützt ihn, wir sehen Schulter– und Beinschienen. Er trägt Schuhe. Seine linke Hand wirkt wie eine Kralle am Kreuz. Die kurz gebunden Stricke dienen als Peitsche. Der Soldat steht fest. Sein rechter Arm "vermehrt" das Kreuz, läßt es noch wuchtiger erscheinen! Anton Högner 1997/1
- IV. Jesus und seine Mutter: Noch steiler steigt der Weg an. Riesige füllt das Kreuz das ganze Bild. Jesu Hände sind mächtig. In seinem Gesicht sehen wir Todesangst und Entsetzen. Jesus schaut mich an, nicht Maria! Die Frau, Maria, ist verborgen, eingehüllt im Mantel, in ihrem Schmerz alles ist zu: Ohr und Auge. Der Schmerz verträgt nichts mehr von außen. Zwischen Jesus und Maria gibt es keinen Blickkontakt, doch der Kreuzbalken verbindet die beiden und zeigt auf das Herz Mariens. Anton Högner 1997/1
- V. Kreuzträger: Das Kreuz hat seine Form gewechselt, es wird zum gleichschenkeligen Kreuz (griechisches Kreuz) und wirkt nicht mehr so schwer: scheint leichter, kleiner, "zierlicher". Das Kreuz trennt und verbindet die beiden Gestalten. Im Hintergrund geht Jesus barfuß. Er stützt mit der Hand die Hüfte, das Gesicht ist nicht sichtbar, nur der Bart und die Dornenkrone. Im Vordergrund Simon im Arbeitskleid. Es ist kürzer, reicht bis zu den Knien, die Hüfte gegürtet, im Gürtel ein Arbeitsgerät. Er trägt Schuhe, seine Arme sind kräftig. Er kommt vom Feld, sagen die Evangelien! Anton Högner 1997/1
- VI. Veronika: Der Weg steigt weiter an, Golgotha ist ein Berg. Kreuz wirkt wie eine Stütze. Der Weg steigt weiter an, Golgotha ist ein Berg. Kreuz wirkt wie eine Stütze. Oberkörper Christi und der Querbalken, der Arm und der Längsbalken bilden je eine Einheit: Der Leib wird zum Kreuz geformt. Veronika, eine Frau mit langem Haar verstellt ihm den Weg, kniet im Weg. Jesus bleibt im Schritt stehen. Seine Augen wirken verloren, das Gesicht ist weit und doch nicht sichtbar. Der Künstler wahrt die Schamgrenze: Jesu Gesicht bleibt verborgen, auch im Tuch. Anton Högner 1997/1
- VII. Jesus fällt: Das Kreuz teilt das Bild: Oben der Soldat, unten Jesus. Die Hände des Soldaten stützen nicht, sie drücken noch mehr nach unten. Der Stiefel seines rechten Fußes tritt Jesu in den linken Oberschenkel: "Fall ganz um!" Seine Augen giften, die Pupillen innen, der Mund verächtlich verzogen. Sein Schwert verbreitert die Hüften noch mehr. So ist er stark. Jesus ist auf Knie und Arme gefallen, er ist nicht ganz unten. Sein Gesicht zeigt Todesangst. Anton Högner 1997/1
- VIII. Die Frauen: Das riesige Kreuz wirkt noch mächtiger als sonst. Jesus Gesicht ist uns verborgen. Er wendet sich den Frauen zu, in ihnen spiegelt sich Jesu Gesicht. Die linke Gruppe verbirgt sich. Dem Kind wird das Entsetzen nicht erspart. Die Mutter will es durch ihre Nähe schützen. In der rechten Gruppe schaut das Kind direkt auf Jesus. Vor Angst sucht es Schutz bei der Mutter, sie selber ganz ratlos ist. In ihrer Gewandung erinnert sie an eine Nonne. Die Frau dahinter hat ihre Arme hoch geworfen, wie ein Wegweiser zum Entsetzlichen. Anton Högner 1997/1
- IX. Jesus fällt: Der Weg knickt, bildet eine Ecke. Jesus liegt ganz am Boden, mit dem Gesicht nach unten. Über ihm das Kreuz, er ist eingesperrt! Unübersehbar sind die Gegensätze: Der Soldat über Jesus. Er überspannt das Eck mit beiden Beinen, der runde Rücken und der Schwung der Peitsche, die Muskel an den Oberarmen, seine Glatze und die Stirnfalte zeigen Wut und Zorn. Jesus ganz unten, sein Leib in der Form des Kreuzes. Anton Högner 1997/1
- X. in der Ecke: Jesus steht ganz im Vordergrund. Das Kreuz überspannt das Bild, es wirkt riesig. Jesus steht alleine. Er wird entkleidet, sein Kopf ist geneigt, die Dornenkrone verhüllt das Gesicht, die Hände bedecken die Scham, die Füße öffnen sich, entblößen ihn noch mehr. Ein geschändeter, entehrter, ein gebrochener Mensch. Anton Högner 1997/1
- XI. Hammerschläge In der Ecke gefangen! Mächtige Nägel! Der Henker arbeitet gegen seine Hand. Ein rundes Erdloch dazu ein eckiges Kreuz, der nackte Jesus und ein Soldat, wie im Habit, die Dornenkrone und die Mütze des Soldaten, der Körper Jesu und das Kreuz. Der Soldat ist mehr im Blick als Jesus und das Kreuz. Anton Högner 1997/1
- XII. Tod: Das Kreuz und Jesus sind eins, sein Leib ist in der Form des Kreuzes. Das Kreuz steht in der Achse der Ecke. Weit ausgespannt sind seine Arme, fast ist das Kreuz zu kurz! Jesus steht auf dem Boden. Riesige Hände, der nach unten sackende Körper preßt die Beine auseinander, der Kopf fällt in den Arm, nach links, die Seitenwunde ist offen. Jesus ist tot. Ein Bild, das an Dramatik kaum zu überbieten ist, das das Grausame ins Unerträgliche steigert. Daran kann niemand nur so vorbeigehen! Die Greuel des III. Reichs sind nahe! Anton Högner 1997/1
- XIII. herunter Eine überlange Leiter, 19 Sprossen führen hinauf. Im Hintergrund das leere Kreuz, das Tuch zur Abnahme des Leichnams hängt nach rechts. Der Schleier der Frau (Maria) wirkt wie eine Stütze, eine Lehne. Sie sitzt, hoch aufgerichtet, fast schon hintübergebeugt, die Arme lang gestreckt: Sie zieht und hält den Leichnam in ihrem Schoß. Tränen laufen aus dem Augen. Jesu toter Leib liegt steif, zu allem quer, aus dem Bild heraus, auf uns zu.Arme und Schlüsselbein überspannen die beiden Ecken des Bildes, die Oberschenkel sind geöffnet, der Kopf hängt nach hinten, die Dornenkrone ist entfernt, die Augen leer, die Mundhöhle geöffnet. Das ganze Bild scheint zu hängen, alles drängt aus dem Bild heraus, nichts hält mehr, alles geht nach unten. Anton Högner 1997/1
- XIV. Im Grab Wir sehen ein Zimmer, hinein in eine Raumecke! Sehr geometrische Figuren, das Grab ist eine Kiste, ein Sarkophag, kein Wälzstein, nichts Rundes. Der Leichnam ist mit den Leinenbinden gewickelt, starr, hineingezwängt. Jesu Gesicht ist direkt zu sehen, die Haare sind aufgelöst. Die Frau im gestreiftem Gewand verhüllt in einer großen Geste das Gesicht. Ein Mann (Josef von Arimathäa) in einen Habit gekleidet, glatzköpfig, müht sich um die Grabplatte. Lähmung verbreitetet dieses Bild. Anton Högner 1997/1
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